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Buch I – Grundprinzipien der Architektur

Vitruv beginnt sein Werk mit einer Definition von Architektur als Verbindung aus Wissenschaft und Kunst. Er betont, dass der Architekt über umfassendes Wissen verfügen muss – in Bereichen wie Geometrie, Geschichte, Musik, Medizin, Recht, Philosophie und Astronomie. Besonders berühmt ist seine Formulierung der drei Grundprinzipien guter Baukunst: firmitas (Festigkeit), utilitas (Nützlichkeit) und venustas (Schönheit). Außerdem erläutert er, wie geeignete Orte für Stadtgründungen ausgewählt werden sollten, unter Berücksichtigung von Klima, Wasserzugang, Gesundheit und strategischer Lage.

Buch II – Materialien und Baustoffe

Im zweiten Buch behandelt Vitruv die Ursprünge der Baukunst und beschreibt die wichtigsten Baustoffe der Antike. Dazu zählen unter anderem Kalk, Sand, Gips, Ziegel, Holz und verschiedene Steinsorten. Er erklärt ihre Eigenschaften, Herkunft und Einsatzmöglichkeiten sowie Verfahren zur Qualitätsprüfung. Dabei zeigt sich ein frühes Bewusstsein für Materialgerechtigkeit, Nachhaltigkeit und regionale Unterschiede. Dieses Buch ist eine zentrale Quelle zur antiken Bautechnik und handwerklichen Praxis.

Buch III – Der Tempelbau I

Das dritte Buch widmet sich dem Bau von Tempeln als der angesehensten Bauaufgabe der Antike. Vitruv legt besonderen Wert auf Symmetrie und Proportion, die sich aus mathemischen Regeln und dem menschlichen Körper ableiten lassen. Er beschreibt die dorische und ionische Ordnung und erläutert die Prinzipien der Tempelgestaltung, insbesondere in Bezug auf Grundriss, Säulenstellung und Maßverhältnisse. Architektur ist für Vitruv Ausdruck einer kosmischen Ordnung.

Buch IV – Der Tempelbau II

Vitruv erweitert im vierten Buch die Betrachtung auf weitere Tempeltypen und führt die korinthische Ordnung ein. Er beschreibt unterschiedliche Bauformen wie Rundtempel oder Tempel mit doppelten Säulenreihen und erklärt deren religiöse Bedeutung. Dabei verweist er auf mythologische Zuordnungen und rituelle Anforderungen. Auch Details wie Kapitelle, Gebälk und Treppenanlagen werden behandelt. Dieses Buch ist ein wichtiges Dokument für das Verständnis sakraler Architektur in der römischen Antike.

Buch V – Öffentliche Gebäude

Im fünften Buch geht es um die Planung und Ausführung öffentlicher Gebäude wie Theater, Basiliken, Thermen, Gymnasien und Hafenanlagen. Besonders ausführlich behandelt Vitruv den Theaterbau, wobei er auf Akustik, Sitzverteilung und Bühnenarchitektur eingeht. Er beschreibt auch die Funktion und Gestaltung von Versammlungsräumen und Markthallen. Die Gebäude sollen nicht nur funktional sein, sondern auch zur Ordnung und zum sozialen Zusammenhalt der Stadt beitragen.

Buch VI – Wohnhäuser

Vitruv beschreibt im sechsten Buch verschiedene Typen von Wohnhäusern in Stadt und Land. Er unterscheidet zwischen griechischer und römischer Wohnweise und betont die Bedeutung von Standort, Lichtführung, Raumaufteilung und Klimaanpassung. Die Anordnung der Räume soll sich nach der Nutzung und nach der sozialen Stellung der Bewohner richten. Dabei legt Vitruv besonderen Wert auf Maßverhältnisse und funktionale Abläufe innerhalb des Hauses.

Buch VII – Innenräume und Wandgestaltung

Das siebte Buch befasst sich mit der Innenausstattung, insbesondere mit Wandputz, Malerei und Dekoration. Vitruv beschreibt Techniken wie Fresko- und Enkaustikmalerei, die Herstellung von Farben und Pigmenten sowie verschiedene Putzarten. Er äußert sich kritisch zu modischen Malereien, die perspektivisch inkorrekt oder überladen seien. Ziel ist eine ästhetisch klare und technisch saubere Raumgestaltung, die mit der Architektur im Einklang steht.

Buch VIII – Wasserversorgung

Im achten Buch behandelt Vitruv die Gewinnung, Qualität und Nutzung von Wasser. Er beschreibt, wie man Wasserquellen findet, ihre Reinheit prüft und wie man sie durch Aquädukte, Leitungen und Brunnenanlagen leitet. Dabei geht er auch auf Bauweisen, Wartung und technische Anforderungen ein. Dieses Buch zeigt das hohe ingenieurtechnische Niveau der römischen Wasserbaukunst und die Bedeutung von Hygiene und öffentlicher Gesundheit.

Buch IX – Zeitmessung und Himmelsbeobachtung

Vitruv erläutert im neunten Buch die Grundlagen der Gnomonik (Schattenmessung) und der Astronomie. Er beschreibt den Bau von Sonnenuhren, die Berechnung von Tageszeiten und Jahresläufen sowie den Einfluss der Himmelsrichtungen auf Architektur. Diese Kenntnisse sind notwendig für die korrekte Ausrichtung von Gebäuden, insbesondere Tempeln. Das Buch zeigt, wie eng für Vitruv Architektur, Kosmos und Zeitverständnis miteinander verbunden sind.

Buch X – Maschinen und Mechanik

Das zehnte Buch widmet sich technischen Vorrichtungen. Vitruv beschreibt verschiedene Maschinen: Kräne, Hebevorrichtungen, Wasserhebeanlagen, Schrauben, Pumpen, Flaschenzüge, Mühlen sowie militärische Belagerungsmaschinen wie Katapulte und Ballisten. Er erklärt deren Aufbau, Wirkweise und Anwendungsgebiete. Damit wird deutlich: Für Vitruv gehört das Wissen um Mechanik und Technik selbstverständlich zum Berufsbild des Architekten.