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extras:wissikon:nachhaltigkeit:the-seven-r [2025/12/02 09:17] – [Herkunft und Entwicklung des Begriffs „Seven Rs“] Felix Hardmood Beckextras:wissikon:nachhaltigkeit:the-seven-r [2025/12/02 10:04] (current) – [Recycle] Felix Hardmood Beck
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 ===== Verbindung zu Club of Rome, „Limits to Growth“ und SDGs ===== ===== Verbindung zu Club of Rome, „Limits to Growth“ und SDGs =====
  
-Der Club of Rome machte mit dem Bericht „The Limits to Growth“ (1972) früh darauf aufmerksam, dass unbegrenztes Wachstum auf einem endlichen Planeten zu Ressourcenerschöpfung, Umweltzerstörung und systemischen Krisen führt.((Meadows et al. (1972): The Limits to Growth, im Auftrag des Club of Rome.)) Die Modellrechnungen zeigten, dass ohne grundlegende Veränderungen in Produktion, Konsum und Bevölkerungsentwicklung langfristig ökologische und ökonomische Instabilitäten drohen. R-Strategien wie Reduce, Reuse oder Recycle adressieren genau jene Stellschrauben, an denen Ressourcendruck und Umweltbelastungen verringert werden können.+Der [[club-of-rome|Club of Rome]] machte mit dem Bericht „The Limits to Growth“((Meadows et al. (1972): The Limits to Growth, im Auftrag des Club of Rome / https://en.wikipedia.org/wiki/The_Limits_to_Growth)) (1972) früh darauf aufmerksam, dass unbegrenztes Wachstum auf einem endlichen Planeten zu Ressourcenerschöpfung, Umweltzerstörung und systemischen Krisen führt. Die Modellrechnungen zeigten, dass ohne grundlegende Veränderungen in Produktion, Konsum und Bevölkerungsentwicklung langfristig ökologische und ökonomische Instabilitäten drohen. R-Strategien wie Reduce, Reuse oder Recycle adressieren genau jene Stellschrauben, an denen Ressourcendruck und Umweltbelastungen verringert werden können.
  
-Mit der 2030 Agenda für nachhaltige Entwicklung (2015) haben die Vereinten Nationen 17 [[sustainable-development-goals|Sustainable Development Goals]] (SDGs) verabschiedet, die ökologische, soziale und ökonomische Ziele integrieren.((UN General Assembly (2015): Transforming our world: the 2030 Agenda for Sustainable Development.)) Besonders relevant für die Seven Rs ist SDG 12 „Responsible Consumption and Production“, das eine grundlegende Veränderung von Produktions- und Konsummustern fordert – mit Betonung auf Ressourceneffizienz, Abfallvermeidung und nachhaltige Lebensstile.+Mit der //2030 Agenda für nachhaltige Entwicklung// (2015) haben die Vereinten Nationen 17 [[sustainable-development-goals|Sustainable Development Goals]] (SDGs) verabschiedet, die ökologische, soziale und ökonomische Ziele integrieren.((UN General Assembly (2015): Transforming our world: the 2030 Agenda for Sustainable Development: https://sdgs.un.org/2030agenda)) Besonders relevant für die Seven Rs ist SDG 12 „//Responsible Consumption and Production//((https://www.bmz.de/de/agenda-2030/sdg-12)), das eine grundlegende Veränderung von Produktions- und Konsummustern fordert – mit Betonung auf Ressourceneffizienz, Abfallvermeidung und nachhaltige Lebensstile.
  
 Die Seven Rs lassen sich als praktische Übersetzung dieser abstrakten Ziele in alltägliche Handlungen und Gestaltungsprinzipien verstehen: Die Seven Rs lassen sich als praktische Übersetzung dieser abstrakten Ziele in alltägliche Handlungen und Gestaltungsprinzipien verstehen:
-  **Rethink** und **Refuse** adressieren die grundsätzliche Frage, ob Konsum überhaupt notwendig ist und wie Produkte, Services und Infrastrukturen anders gedacht werden können. +  **Rethink** und **Refuse** adressieren die grundsätzliche Frage, ob Konsum überhaupt notwendig ist und wie Produkte, Services und Infrastrukturen anders gedacht werden können. 
-  **Reduce**, **Reuse**, **Repurpose** und **Recycle** strukturieren technische und organisatorische Maßnahmen zur Ressourcenschonung in Unternehmen, Kommunen und Haushalten. +  **Reduce**, **Reuse**, **Repurpose** und **Recycle** strukturieren technische und organisatorische Maßnahmen zur Ressourcenschonung in Unternehmen, Kommunen und Haushalten. 
-  **Rot** schließt Materialkreisläufe für organische Stoffe und steht damit in direkter Beziehung zu SDG 2 (Ernährungssysteme), SDG 13 (Klimaschutz) und SDG 15 (Landökosysteme).+  **Rot** schließt Materialkreisläufe für organische Stoffe und steht damit in direkter Beziehung zu SDG 2 (Ernährungssysteme), SDG 13 (Klimaschutz) und SDG 15 (Landökosysteme).
  
-In der Summe ergänzen die Seven Rs damit die systemische Perspektive des [[club-of-rome|Club of Rome]] um konkrete Handlungsrahmen für Individuen, Organisationen und Politik.+In der Summe ergänzen die Seven Rs damit die systemische Perspektive des Club of Rome um konkrete Handlungsrahmen für Individuen, Organisationen und Politik.
  
 ===== Die Seven Rs im Einzelnen ===== ===== Die Seven Rs im Einzelnen =====
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 Reuse beschreibt die direkte Wiederverwendung eines Produkts oder Bauteils für denselben oder einen ähnlichen Zweck, ohne wesentliche Umarbeitung. Beispiele sind Mehrwegverpackungen, Second-Hand-Kleidung, wiederverwendbare Transportboxen oder die Wiederverwendung von Bauteilen im Bauwesen. Reuse verlängert die Nutzungsdauer von Produkten, reduziert die Nachfrage nach Neuproduktion und senkt den Energie- und Materialbedarf erheblich. In der Circular Economy gilt Reuse als höherwertige Strategie als Recycling, da die ursprüngliche Produktstruktur möglichst lange erhalten bleibt und damit auch die eingebettete Energie. Reuse beschreibt die direkte Wiederverwendung eines Produkts oder Bauteils für denselben oder einen ähnlichen Zweck, ohne wesentliche Umarbeitung. Beispiele sind Mehrwegverpackungen, Second-Hand-Kleidung, wiederverwendbare Transportboxen oder die Wiederverwendung von Bauteilen im Bauwesen. Reuse verlängert die Nutzungsdauer von Produkten, reduziert die Nachfrage nach Neuproduktion und senkt den Energie- und Materialbedarf erheblich. In der Circular Economy gilt Reuse als höherwertige Strategie als Recycling, da die ursprüngliche Produktstruktur möglichst lange erhalten bleibt und damit auch die eingebettete Energie.
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 +Das [[https://www.ifixit.com/Manifesto|Repair Manifesto]] wurde von [[https://www.ifixit.com|iFixit]] verfasst. Die dahinter stehenden Prinzipien lassen sich grob in drei Bereiche gliedern: Reparaturkultur, Zugangsrechte und gutes Design für Reparierbarkeit. Im Zentrum steht das Selbstverständnis als „freie, editierbare Reparaturanleitung für alles“ und die Überzeugung: „**If you can’t fix it, you don’t own it.**“ Reparatur gilt hier als Akt der Selbstermächtigung, als bessere Option als Recycling, als Möglichkeit Geld zu sparen, Technik zu verstehen und Ressourcen sowie Umwelt zu schonen.
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 +Zweiter Kern ist der „**Right to Repair**“-Gedanke: Nutzer sollen rechtlich und praktisch in der Lage sein, alle ihre Geräte zu öffnen und zu reparieren – selbst oder in einer Werkstatt ihrer Wahl. Dazu fordert iFixit freien bzw. fairen Zugang zu Ersatzteilen, Spezialwerkzeugen, Reparaturanleitungen, Diagnosesoftware und das Abschaffen von künstlichen Hürden wie Teile-Pairing oder Software-Locks, die funktionierende Reparaturen wirkungslos machen würden.
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 +Drittens formuliert iFixit sehr konkrete Designprinzipien für reparaturfreundliche Produkte („**Gold Standard of Repair**“): Informationen müssen frei zugänglich sein, Teile und Werkzeuge bezahlbar, kritische Komponenten modular und gut erreichbar, Demontage zerstörungsfrei und sicher möglich. Reparatur soll schnell, lokal und über die Lebensdauer eines Produkts hinweg möglich sein, idealerweise inklusive Aufrüstbarkeit (Upgrades) und dokumentierter Reparaturhistorie. Software darf Reparatur nicht blockieren, sondern soll sie unterstützen; gleichzeitig sollen Hersteller rechtliche Vorgaben (z.B. Ökodesign, Reparierbarkeits-Index) aktiv erfüllen.
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 +Zusammen genommen steht iFixit damit für eine Kultur, in der Reparatur als Standard, nicht als Ausnahme gedacht wird: Geräte sollen so gestaltet und reguliert sein, dass sie möglichst lange nutzbar sind, Nutzer zu Mitgestaltenden werden und Reparatur einen zentralen Baustein einer zirkulären, ressourcenschonenden Ökonomie bildet.
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 ==== Repurpose ==== ==== Repurpose ====
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 Recycle bezeichnet die stoffliche Verwertung von Materialien, bei der Produkte in ihre Grundmaterialien zerlegt und in neuen Produkten eingesetzt werden. Klassische Beispiele sind das Recycling von Metallen, Glas, Papier oder bestimmten Kunststoffen. Aus Sicht der R-Hierarchie ist Recycling nötig, wenn Reuse oder Repurpose nicht mehr möglich sind – etwa bei beschädigten Produkten oder Produktreststoffen. Gleichzeitig ist Recycling mit Energieaufwand, Materialverlusten und Qualitätsdegradation verbunden, weshalb es zwar wichtig, aber nicht die bevorzugte Lösung ist. In der Circular-Economy-Forschung wird Recycling daher als „langer Loop“ verstanden, der durch kurzzyklische Strategien wie Reuse und Repair ergänzt werden muss. Recycle bezeichnet die stoffliche Verwertung von Materialien, bei der Produkte in ihre Grundmaterialien zerlegt und in neuen Produkten eingesetzt werden. Klassische Beispiele sind das Recycling von Metallen, Glas, Papier oder bestimmten Kunststoffen. Aus Sicht der R-Hierarchie ist Recycling nötig, wenn Reuse oder Repurpose nicht mehr möglich sind – etwa bei beschädigten Produkten oder Produktreststoffen. Gleichzeitig ist Recycling mit Energieaufwand, Materialverlusten und Qualitätsdegradation verbunden, weshalb es zwar wichtig, aber nicht die bevorzugte Lösung ist. In der Circular-Economy-Forschung wird Recycling daher als „langer Loop“ verstanden, der durch kurzzyklische Strategien wie Reuse und Repair ergänzt werden muss.
  
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 +Must Read!! => [[the-upcycle-buch|The Upcycle, Beyond Sustainability]] – Designing for Abundance, William McDonough, Michael Braungart, North Point Press, New York, 2013
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 +In „The Upcycle“ beschreiben McDonough und Braungart u.a. die //Technosphäre// und die //Biosphäre// als zwei unterschiedliche, aber miteinander verflochtene Stoffkreisläufe, in denen Materialien zirkulieren sollen, ohne Schaden zu verursachen. In der Biosphäre zirkulieren „biologische Nährstoffe“ wie Holz, Baumwolle oder andere organische Materialien, die so gestaltet sein sollten, dass sie nach der Nutzung gefahrlos kompostiert oder in biologische Systeme zurückgeführt werden können. Die Technosphäre hingegen umfasst „technische Nährstoffe“ wie Metalle, hochwertige Kunststoffe oder Verbundwerkstoffe, die so konzipiert und genutzt werden sollen, dass sie dauerhaft in industriellen Kreisläufen zirkulieren – über Demontage, Wiederverwendung, Remanufacturing und Upcycling, ohne Qualitätsverlust oder Downcycling. 
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 ==== Rot (Kompostieren) ==== ==== Rot (Kompostieren) ====
  
 Rot bezieht sich auf die biologische Verwertung organischer Materialien durch Kompostierung, Vergärung oder andere biologische Prozesse. Statt biogene Abfälle (Lebensmittelreste, Gartenabfälle, bestimmte Naturfasern etc.) zu verbrennen oder zu deponieren, werden sie in Nährstoffkreisläufe zurückgeführt und können Böden verbessern oder Biogas liefern. Rot schließt damit den biologischen Kreislauf und reduziert Methanemissionen aus Deponien sowie den Bedarf an künstlichen Düngemitteln. In Verbindung mit nachhaltiger Landwirtschaft und Stadtplanung adressiert Rot sowohl Klimaschutz (SDG 13) als auch Bodengesundheit und Biodiversität (SDG 15). Rot bezieht sich auf die biologische Verwertung organischer Materialien durch Kompostierung, Vergärung oder andere biologische Prozesse. Statt biogene Abfälle (Lebensmittelreste, Gartenabfälle, bestimmte Naturfasern etc.) zu verbrennen oder zu deponieren, werden sie in Nährstoffkreisläufe zurückgeführt und können Böden verbessern oder Biogas liefern. Rot schließt damit den biologischen Kreislauf und reduziert Methanemissionen aus Deponien sowie den Bedarf an künstlichen Düngemitteln. In Verbindung mit nachhaltiger Landwirtschaft und Stadtplanung adressiert Rot sowohl Klimaschutz (SDG 13) als auch Bodengesundheit und Biodiversität (SDG 15).
/var/www/vhosts/ct-lab.info/wiki.ct-lab.info/data/attic/extras/wissikon/nachhaltigkeit/the-seven-r.1764667060.txt.gz · Last modified: by Felix Hardmood Beck