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Poiesis

Poiesis (griech. ποίησις = „Hervorbringung“, „Erschaffung“) bezeichnet das schöpferische Tätigsein, durch das etwas in die Welt gebracht wird, was zuvor nicht existierte. Der Begriff hat seinen Ursprung in der antiken Philosophie und wird insbesondere bei Aristoteles verwendet, wo er von bloßem Handeln (praxis) unterschieden wird.

Prinzip

  1. Poiesis meint das bewusste, gestaltende Hervorbringen eines Werkes, Gegenstandes oder Gedankens.
  2. Der Akt der Erzeugung ist zielgerichtet, formbildend und orientiert sich an einem Ergebnis außerhalb des Handelnden.
  3. Im Gegensatz dazu steht praxis für das Handeln um seiner selbst willen, ohne notwendiges „Produkt“.

Bedeutung in verschiedenen Kontexten

  1. Philosophie ⇒ Schöpferisches Tun als Grundform menschlichen Weltbezugs
  2. Ästhetik und Kunst ⇒ Das künstlerische Erzeugen eines Werks – unabhängig vom Nutzen
  3. Technik ⇒ Die Verwirklichung einer Idee durch Gestaltung von Material
  4. Bildung und Anthropologie ⇒ Poiesis als Ausdruck menschlicher Weltaneignung und Subjektwerdung

Beispielhafte Unterscheidung

  1. Poiesis ⇒ Ein*e Bildhauer*in formt eine Skulptur
  2. Praxis ⇒ Ein*e Freund*in begleitet eine andere Person durch ein Gespräch

Moderne Rezeption

  1. In der phänomenologischen Philosophie (u. a. bei Heidegger) wird Poiesis als Offenbarung des Seins verstanden – das Sichtbarwerden eines Wesens in einem Werk.
  2. In der Medientheorie oder Gestaltung wird Poiesis oft im Sinne einer nicht-funktionalen, sinnstiftenden Praxis verstanden.

Vorteile der Begrifflichkeit

  1. Differenziertes Verständnis von Kreativität und Schöpfung
  2. Ermöglicht Reflexion über Bedingungen und Formen des Gestaltens
  3. Verbindung von Denken, Tun und Sein