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Design for Conversations
Design for Conversations ist ein Prinzip im Bereich Design, Innovation und Organisationsentwicklung, das sich auf die gezielte Gestaltung von Rahmenbedingungen, Formaten, Medien und Systemen konzentriert, um echte, bedeutungsvolle Gespräche zu ermöglichen. Der Fokus liegt darauf, Dialoge zu fördern, die Co-Kreation, Lernen, Austausch von Perspektiven und gemeinsames Verstehen ermöglichen.
Design for Conversations geht davon aus, dass viele Herausforderungen – sei es in Organisationen, gesellschaftlichen Transformationsprozessen oder Innovationsvorhaben – nicht allein durch klassische Informationsvermittlung gelöst werden können. Tragfähige Lösungen, neue Ideen oder geteiltes Verständnis entstehen vor allem durch strukturierte, offene und kreative Gespräche zwischen Menschen oder auch zwischen Mensch und System.
Ziel ist es, bewusst Räume zu gestalten, in denen Austausch nicht zufällig, sondern gezielt ermöglicht wird. Dies umfasst die Gestaltung von Fragen, Moderationsmethoden, physischen oder virtuellen Umgebungen sowie die Auswahl von Materialien oder Impulsen, die Gespräche initiieren, vertiefen und produktiv halten können.
Darüber hinaus wird jede Interaktion als eine Form von Konversation betrachtet, bei der es nicht um die einseitige Übertragung von Information geht, sondern um dynamische Prozesse der gegenseitigen Anpassung, des Lernens und des gemeinsamen Bedeutungsaufbaus. Systeme und Formate, die für Konversationen gestaltet werden, sollten reaktionsfähig, kontextsensitiv und lernfähig sein.
Zentrale Elemente von Design for Conversations sind Offenheit, Vertrauen, aktives Zuhören, Vielfalt an Perspektiven und eine Atmosphäre, die zum Mitdenken und Mitgestalten einlädt. Gut gestaltete Konversationen ermöglichen es, bestehendes Wissen zu hinterfragen, neue Bedeutungsräume zu eröffnen und kreative Lösungen entstehen zu lassen.
Design for Conversations wird eingesetzt in Innovationsprozessen, in agilen Organisationen, in Transformationsprogrammen, in Bürgerbeteiligungsverfahren, in der Lehre sowie in der Gestaltung von Events, Workshops und Lernformaten. Es unterstützt nicht nur Wissensaustausch und Strategieentwicklung, sondern auch den Aufbau von Beziehungen, gemeinsamer Identität und neuer Handlungsfähigkeit.
Siehe auch folgende link Liste: Designing for Conversation.
Beispielprojekte von Design-Studierenden
Weiter unten werden die zwei Projekte LifeStraw und Foldscope als Beispiele für das Prinzip des Design for Conversations aufgeführt. Beide Projekte bieten durch ihre Gestaltung weit mehr als nur praktische Lösungen: Sie initiieren bedeutungsvolle Dialoge über gesellschaftliche Herausforderungen. LifeStraw ermöglicht nicht nur den Zugang zu sauberem Wasser in Krisenregionen, sondern regt auch Gespräche über globale Gerechtigkeit, Gesundheit und nachhaltige Entwicklung an. Durch seine einfache, intuitive Nutzung erleichtert es den Dialog innerhalb von Gemeinschaften und zwischen Hilfsorganisationen. Foldscope wiederum fördert wissenschaftlichen Austausch und Bildung, indem es mit einem nahezu kostenfreien, faltbaren Mikroskop Forschungs- und Lernprozesse überall auf der Welt ermöglicht. Es senkt die Schwelle zu naturwissenschaftlicher Beobachtung und schafft Räume für gemeinsames Entdecken, Fragenstellen und Lernen – zentrale Aspekte jeder echten Konversation. Beide Projekte zeigen, wie gezielte Gestaltung neue Kommunikationsräume öffnet, bestehendes Wissen herausfordert und gemeinsames Verstehen fördert. Sie verdeutlichen, dass gutes Design nicht nur Probleme löst, sondern Dialoge ermöglicht, die langfristig Veränderung und gemeinsames Lernen unterstützen.
LifeStraw
LifeStraw wurde ursprünglich als Konzept im Rahmen der *Safe Water Initiative* entwickelt. Studierende und Ingenieure suchten gemeinsam nach Lösungen für den Zugang zu sauberem Trinkwasser. Das Konzept wurde später von der Firma Vestergaard übernommen und als globales Produkt zur Wasseraufbereitung weiterentwickelt.
Weitere Informationen zur Designentwicklung finden sich im Wikipedia-Artikel zu LifeStraw.
Foldscope
Foldscope entstand als Projekt an der Stanford University im Rahmen eines Designkurses unter der Leitung von Manu Prakash. Ziel war es, ein extrem günstiges, faltbares Mikroskop aus Papier zu entwickeln, um wissenschaftliche Bildung weltweit zugänglicher zu machen.
Hintergründe zur Entwicklung und wissenschaftliche Details finden sich im Wikipedia-Artikel zu Foldscope.